StillePost - ein interdisziplinäres Kunstprojekt
 

Künstlerische Prozesse X2 - Mai-Workshop

Künstlerische Prozesse x2
Interdisziplinärer Workshop im Sommersemester 2009
Offen für alle Studierenden der UdK

Magie, Spiel oder Strategie? Edgar Allan Poe schreibt 1841: „...sie schaudern bei dem Gedanken, das Publikum einen Blick auf die Szene ihres Schaffens tun zu lassen“.* Was charakterisiert künstlerische Prozesse heute? Wie kommt ein Werkprozess ins Rollen? Gibt es objektive Regeln oder vielmehr persönliche Rituale? Wir untersuchen den Weg der Entstehung einer Arbeit anhand von Entwürfen, Kompositionen, Interpretationen oder Inszenierungen in den unterschiedlichsten Disziplinen wie der Architektur, der bildenden Kunst und Musik, der Gestaltung oder der Darstellung. Die Analyse der individuellen Vorgehensweise wird in den Kontext aktueller Positionen gestellt.
*im Aufsatz „Philosophie der Komposition“

Der Workshop findet im Rahmen der Gastprofessur für künstlerische Transformationsprozesse statt und wird von der Gruppe STILLE POST! und Gästen aus Kunst, Musik, Gestaltung und Darstellung begleitet.

 

Künstlerische Prozesse x2

Interdisziplinäres Seminar von Mai – Juli 2009

Magie, Spiel oder Strategie?

Edgar Allan Poe schreibt 1841: „...sie schaudern bei dem Gedanken, das Publikum einen Blick auf die Szene ihres Schaffens tun zu lassen“.* Was charakterisiert künstlerische Prozesse heute? Wie kommt ein Werkprozess ins Rollen? Gibt es objektive Regeln oder vielmehr persönliche Rituale? Wir untersuchen den Weg der Entstehung einer Arbeit anhand von Entwürfen, Kompositionen, Interpretationen oder Inszenierungen in den unterschiedlichsten Disziplinen wie der Architektur, der bildenden Kunst und Musik, der Gestaltung oder der Darstellung. Die Analyse der individuellen Vorgehensweise wird in den Kontext aktueller Positionen gestellt. Grundlage für die Arbeit bilden zwei Themenfelder, die in zahlreichen Dialogrunden untersucht werden.

Die im folgend aufgeführten zwölf Dialogrunden bilden den Prozess einer kollektiven Strategiesuche, Schreib- und Denkarbeit zwischen den Studierenden und der Lehrenden ab, um ein gemeinschaftliches, fiktives Interview zum Thema zu entwerfen, das in zahlreichen Transformationen, Transkriptionen, Dokumentationen und -interpretationen entwickelt wurde.

Das Ergebnis, ein ‚Textbergwerk’, ist beim UdK Rundgang 2009 mit Gästen aus neun künstlerischen Disziplinen der UdK vorgestellt worden und in der Publikation „Schaffensprozesse*X. Interdisziplinäre Dialoge“, erschienen (Generalist 2010, Nr. 02, S. 51-59). Im Generalist hat die Herausgeberin Adeline Seidel das Textbergwerk erneut ‚überformt’, indem sie vier Collagen aus den Textschnipseln entwickelt hat. *im Aufsatz „Philosophie der Komposition“

Das Seminar fand im Rahmen der Gastprofessur für künstlerische Transformationsprozesse statt und wurde von Dagmar Jäger geleitet.


TeilnehmerInnen Seminar: Irmgard Adam, Kunststudentin, Jonas Flemmerer, Musik-Student, Annette Menezes, Kunstpädagogik-Studentin, Vivian Schroeder, Architektur-Studentin.
TeilnehmerInnen Roundtable: Irmgard Adam, Kunststudentin; Anna Anders, Videokünstlerin; Ana Dimke, Künstlerin/Kunstvermittlung; Valérie Favre, Künstlerin; Dagmar Jäger, Architektin; Rhys Martin, Choreograph; Annette Menezes, Kunstpädagogik-Studentin; Daniel Ott, Experimental-Musiker; Vivian Schroeder, Architektur-Studentin; Maria Vedder, Videokünstlerin; Henning Wagenbreth, Illustrator/Grafiker; Günter Zamp Kelp, Künstler/Architekt.


1 Individueller Schaffensprozess

1 Anlass: Wie geht ein Suchprozess los? Was ist der Anlass?

2 Regeln: Welche fachspezifischen Methoden gibt es? Welche Regeln, Vorgaben, Beschränkungen?

3 Konzept: Welche Rolle spielt ein Konzept/Programm? Was verstehen Sie darunter?

4 Verlauf: Wie entstehen Abläufe? Wie ‚passiert’ der Prozess des Entwerfens, Komponierens, Interpretierens, Schaffens? Werden die Abläufe / Prozesse vorab entworfen? Gibt es eine festgelegte Reihenfolge im Suchprozess?

5 Experiment: Wie wichtig ist die Überraschung im Prozess, das Experiment mit offenem Ausgang? Das neue oder unbekannte in der Vorgehensweise?

6 Ritual: Gibt es geistige Zustände, die Sie sich hart erarbeiten müssen? Haben Sie Rituale, um eine Arbeit weiterzutreiben?

7 Partner: Wie sehen Kooperationen aus? Gibt es festgelegte Rollen? Wie wichtig ist der Austausch für die Entwicklung des Stoffes? Welche Dialog-Erfahrungen sind Ihnen im Prozess wichtig?

 

2 Vorbilder und Lehre

8 Quellen: Komplexität / Vielfalt oder Sparsamkeit – Was inspiriert das eigene Schaffen?

9 Motive: Gibt es Motive, Vorbilder, Traditionen? Hängt die Wahl der Motive mit der Arbeit direkt zusammen, oder gibt es Themen, die sich durch mehrere Arbeiten durchziehen?

10 Transformation: Wie kommt das kulturelle Vor-Wissen in den Entwurf?

11 Lehre: Was wird unterrichtet? Strategien / Werkzeuge / Kulturtechniken / Beispiele?

12 Regeln: Gibt es fachliche Notwendigkeiten oder normative Kriterien, die vor allem vermittelt werden? Oder ist der Lehrende das Vorbild?

13 Rückkopplung: Wie steht Ihre individuelle Arbeit, ihr Suchprozess im Verhältnis zum Lehrstoff?


STRATEGIE in 12 Runden

Runde 1: 08.05.09 AUFLADUNG | Zusammentreffen UdK
Schritt 1: Einführungsvortrag zu künstlerischen, kollektiven Prozessen nach Spielregeln (Dagmar, kurz D)
Schritt 2: Literaturbesprechung und Auswahl von Texten

Runde 2: 08.05.-15.05.09 AUFLADUNG + AUSWAHL
Schritt 1: Auswahl einer individuellen, künstlerischen Arbeit
Schritt 2: Ggf. Visualisierung für die Workshop-Gruppe (alle TeilnehmerInnen, kurz T)
Schritt 3: Textarbeit an den ausgewählten Textbeiträgen (Sigmund Freud, Otl Aicher, Sabine Mainberger)

Runde 3: 15.05.09 AUFLADUNG + NACHDENKEN | Zusammentreffen UdK
Schritt 1: Erläuterung der Texte in der Gruppe (T)
Schritt 2: Erklärung der individuellen Arbeit und erste Reflexion der Herangehensweise
Schritt 3: Ausgabe Fragebogen für die Gesprächs-Analyse in der Gruppe (D)

Runde 4: 16.05.09 REFLEXION 1 | Zusammentreffen UdK
Schritt 1: Gesprächsrunde der Workshop-TeilnehmerInnen zu fragen 1-3
Schritt 2: Zwischenreflexion zur Vorgehensweise

Runde 5: 16.05.-23.05.09 TRANSFORMATION 1
Schritt 1: Erste Transkription der Mitschrift (alle)
Schritt 2: Visuelle Auswahl / Darstellungskonzept der eigenen Arbeit (T)

Runde 6: 23.05.09 (ab 14 uhr) REFLEXION 2 | Zusammentreffen UdK
Schritt 1: Gesprächsrunde der Workshop-TeilnehmerInnen zu fragen 4-13 (ggf. als zeitlich limitierte Gesprächs-Runde, Stichwort: 1-Minute)
Schritt 2: Erster Ergebnisbericht (alle)
Schritt 3: Zwischenreflexion zur Vorgehensweise (Text / Rundgang)

Runde 7: 07.06.09 TRANSFORMATION 2
Schritt 1: Bis zum 03.06. individuelle Transkription von drei Fragen wie folgt:
Annette: 1/5/9, Irmgard 2/6/10; Jonas 3/7/11; Vivian 4/8/12
Schritt 2: Textübergabe zur Ergänzung (insbes. der fehlenden Person) wie folgt:
Vivian an Annette, Annette an Irmgard, Irmgard an Jonas, Jonas an Vivian (Vivian tauscht mit Irmgard).
Schritt 3: Ergänzung des Textes bis zum 7.6., Zusammenstellung (Dagmar)
Schritt 4: Wahl des Textstils (Interview / Manifest / Collage / s. eMail Dagmar vom 7.6.09)

Runde 8: 10.06.09 ZIELGESPRÄCH | Zusammentreffen bei Vivian (V, J, A, D)
Schritt 1: Textarbeit zur Zusammenstellung auf Inhalt, Vollständigkeit, Elemente.
Schritt 2: Diskussion zum ‚Verstehen’, ‚Mißverstehen’, und dem Umgang mit den verschiedenen Sichtweisen / Perspektiven der tn auf das Gesagte im Gruppentext (H.G. Gadamer. Bedingungen des Verstehens)
Schritt 3: Vorschlag von Dagmar zur weiteren Vorgehensweise, Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie, Entwurf der Choreographie für den Rundgang.

Runde 9: Bis 16.06.09 Ergänzung TRANSFORMATION 2
Schritt 1: Jonas ergänzt als erster den Text um Frage 11 / fehlende Stimme (Irmgard) in Frage 4/8/12 bis Freitag
Schritt 2: Text geht an Annette, sie legt Vivians Texte zu 2/6/10 ein und ergänzt fehlende Textteile bei 1/5/9 bis zum 16.06.09. Text geht an Dagmar.
Schritt 3: Formale Durchsicht Dagmar. Text geht an alle.

Runde 10: 17.06. bis 28.06.09 TRANSFORMATION 3
Schritt 1: Formale Textüberarbeitung und inhaltliche Ergänzung. Textelemente, wie sie bisher im Text zu den Fragen ‚Auftauchen’: 1 Kurzeinführung (Annette), 2 Zusammenfassung (Jonas), 3 Antworttext schlaglichtartig (Vivian), Antworttext beschreibend (Irmgard, Annette), Interviewstil (Annette). Jeder kann seine Vorschläge in die überarbeitete Zusammenstellung einarbeiten; Achtung: keine Textteile löschen, nur Ergänzungen hinzufügen (in blau), und formale Änderungen (Rechtschreibung / Grammatik / Ausdruck) in rot. den vorhandenen Text stehen lassen. Datei neu benennen wie folgt: r9t3.name.datum. Der Text geht von jedem an Dagmar bis zum 28.06 (diese Aktion kann machen, wer Zeit hat und die Notwendigkeit sieht).
Schritt 2: Am 29.06.09 wird die Auswahl der 8 von 12 Fragen für den Rundgang von Dagmar herumgeschickt. Sowie die Zufalls-Verteilung der Fragen, jeder bekommt zwei Fragen.

Runde 11: 30.06.09 17 Uhr TRANSFORMATION 4 | Zusammentreffen bei Dagmar
Schritt 1: Bis 30.06. Jeder tn wählt zwei 1 Minuten-Textfragmente aus den Antworttexten für den Rundgang aus = Collagetext (Parolen, Manifest, Chor) von Zitaten, Textfluss, Résumé.
Schritt 2: Am 30.06.09 (Terminvorschlag) Treffen bei Dagmar für den Text-performance-Test, Feedback der Gruppe auf die individuelle Auswahl.
Schritt 3: Manuskript für Rundgang erstellen.
18.07.09 16-18 Uhr Textperformance im Rahmen des Rundgang-Dialogs.

Runde 12: Schlußskript Transformation 5
Schritt 1: Formales Schlußlektorat Dagmar
Schritt 3: Text an alle
Schritt 4: Zusammentreffen: Abschluss-Reflexion in der Gruppe.

[Dagmar Jäger]

 

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