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7 Thesen zur Entwurfslehre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Hochschule als Denkraum

Die Arbeit mit Studierenden der Architektur birgt die Möglichkeit, aktuelle Fragestellungen mit Realitätsbezug zu untersuchen. Offene Forschungsdesiderate wie auch Herangehensweisen sind die Voraussetzung für eine Vermittlung von Architekturwissen, das im Entwerfen handelnd überprüft werden kann.

2. Wissenschaftliche Methoden und künstlerische Strategien

Die Entwurfserfahrung ist verbunden mit der Konfrontation verschiedener Wissensinhalte und -methoden. Transparente wissenschaftliche Methoden und künstlerische Verfahren charakterisieren die Prozesse des Entwerfens in unserer ‚wissenschaftlichen Kunst‘. Intuitive ganzheitliche Erkenntnisvorgänge und analysierende, logische Abläufe liegen einem Suchprozess zugrunde.

3. Interdisziplinäres Arbeiten

Das Nachdenken über räumliche Aufgabenstellungen erfordert es nachgerade, andere Disziplinen und Kulturen zur Befruchtung der eigenen einzusetzen. Die Integrationsfähigkeit benennt bereits in der Antike der Architekt Vitruv als die wichtige Befähigung des Baukünstlers, der aus einem Fundus wissenschaftlichen und künstlerischen Wissens zur praktischen „Ausübung – operis effectus“ [Vitruv 1796, 1. Buch] der Baukunst in der Lage sein muss. Heute ist diese Interdisziplinarität mit Team-Arbeit und Wissenstransfer verknüpft.

4. Kontextgefüge: Bedeutung in Beziehungen

Das Entwurfsumfeld besteht aus einem komplexen Wissens- und Erfahrungsrepertoire, dem Kontextgefüge. Vielschichtige Informationen zum Ort, dem kulturellen Kontextrepertoire aus Bau- und Typologiegeschichte und dem für die Lösungsfindung relevanten, kulturellen Wissen aus Kunst, Technik, Gesellschaft oder Geschichte werden gesammelt, analysiert, angeeignet oder aktiviert. Ein interdisziplinäres Kontextgefüge bildet das Wissensfundament der Entwurfsarbeit.

5. Begreifen durch Transformation

Die transformierenden Entwurfshandlungen verbinden nachahmende, überformende, analytische und künstlerische Verfahren zur schrittweisen Interpretation heterogener Entwurfsqualitäten. Die Handlungen im Prozess des Entwerfens dienen der sukzessiven Aneignung des Wissensrepertoires, der sich intensivierenden Dialogsituation zwischen Kontext und Entwurfspersönlichkeit und der synthetisierenden Lösungsfindung des Entwurfsproblems.

6. Prozessgestaltung: Entwerfen als Strategie

Komplexe, kollektive Vorgänge im architektonischen Entwerfen setzen die Fähigkeit zur Prozessgestaltung voraus. Eine Entwurfsstrategie bindet im Vorfeld der Entwurfshandlung Methoden heuristischer analytischer, reflexiver Rückkopplung und künstlerische, spielerische intuitive Techniken und Verfahren zur Entwurfslösung in einem Programm zusammen.

7. Entwurfstheorie: Eine selbstreflexive Schulung

Eine Entwurfstheorie ist der Entwurf eines Denkgebäudes. Entwürfe schaffen Situationen und Räume. Sie entstehen im Dialog, werden im Fachdiskurs entwickelt, in der Fremd- oder Selbstbefragung reflektiert; der Diskurs und die Reflexion ist die Basis jeder Theoriebildung. Sie dienen der Hinterfragung von Konzepten, der Interpretation von Architektur, sie äußern sich in historischen Texten, als Manifest, als Programm, in der Architekturkritik, -rezeption oder -geschichte. Das Denken und das Handeln ist in einer selbstreflexiven Entwurfspraxis dialektisch verwoben.

   

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